#2 Nachgefragt in der Tierarztpraxis – Sind Haustiere Meister im Verstecken von Schmerzen?

Nachgefragt in der Tierarztpraxis

Nachgefragt in der Tierarztpraxis – Das Interviewformat von Animal Tree

Achim Rehahn, Gründer von Animal Tree heute im Gespräch mit Hannah, Tiermedizinische Fachangestellte (TFA) aus dem Rheinland.

Das Gespräch wurde corona-konform per Zoom geführt und ist im Animal Tree Podcast zu hören: Zum Animaltree Podcast

 

Sind Haustiere Meister im Verstecken von Schmerzen?

Nachgefragt in der Tierarztpraxis
Nachgefragt in der Tierarztpraxis – Sind Haustiere Meister im Vestecken von Schmerzen?

 

Nachfolgend haben wir das Interview mitgeschrieben:

 

Achim: Hannah einen wunderschönen guten Abend.

Hannah: Hallo Achim, ich wünsche dir auch einen guten Abend.

Achim: Ich würde sagen, legen wir direkt los. Das Thema ist klar: “Haustiere sind Meister im Verstecken von Schmerzen”. Auf das Thema sind wir gekommen, weil du uns als Profi beim letzten Podcast so ein wenig da hingeführt hast und uns erklärt hast, dass die Tiere in der Lage sind, ihre Schmerzen zu verstecken vor ihren Tierhaltern. Vor allem Hunde und Katzen. Hab ich das richtig wiedergegeben?

Hannah: Ja, genau. Also ich erkläre kurz mal, woher das kommt. Zunächst müssen wir verstehen, Katzen und Hunde sind mittlerweile domestiziert. Bei Katzen meint man schon mal weniger. 🙂 Nein im Ernst, das natürliche, instinktive Verhalten bei Schwäche oder Verwundung ist tief in den Tieren noch vorhanden. Ein Tier, das in der Natur verletzt oder geschwächt ist, ist gleichzeitig auch eine leichte Beute für andere Tierarten. Der Schmerz offenbart somit direkt eine Schwäche. Und deswegen versucht der Hund oder die Katze erst mal diese Schwäche ein bisschen zu verschleiern. Ursprünglich, damit sie in der Natur nicht gefährdet wären. Und wenn ein Tierhalter dies nicht weiß, kann es sein, dass er das Verhalten seines Haustieres falsch einschätzt und Schmerzen in der Folge erst spät entdeckt werden.

Achim: Ok. Verstehe ich es also richtig, dass das Verstecken von Schmerzen ganz tief in unseren Haustieren “verwurzelt” ist, richtig? Ein uralter Instinkt?

Hannah: Genau, ja. Das ist völlig instinktiv. Die meisten Tiere machen das dann absolut nicht, weil sie dem Menschen nicht vertrauen, sondern einfach weil es ein Instinkt ist und sie einfach keine Schwäche zeigen möchten.

Achim: Gibt es Unterschiede im Verstecken von Schmerzen zwischen den Tierarten oder im Besonderen zwischen Hunden und Katzen?

Hannah: Also ich glaube, das kommt auch auf den Charakter des Tieres an. Ich hätte natürlich gesagt, dass Katzen Schmerzen besonders gut verstecken können. Weil eine Katze, ich glaube, das kennt jeder Katzenbesitzer, ist unabhängiger als ein Hund. Der Hund ist ein bisschen näher am Menschen. Man sagt ja auch immer, ein Hund braucht den Menschen, eine Katze nicht unbedingt, die braucht uns nur als “Dosenöffner” :-). Wir können auch gerne weg sein, das ist der Katze häufig egal. Katzen können ihre Schmerzen eher verschleiern als Hunde. Der Tierhalter sollte natürlich immer sein Auge drauf haben.

Achim: Ok. Das verstehe ich. Angenommen ich habe eine Katze. Komme ich dann als Katzenhalter quasi immer zu spät zum Tierarzt? Weil ich es immer erst zu spät mitbekomme, dass meine Katze irgendwas hat? Und wenn das so ist, worauf kann ich dann achten, damit ich früher erkenne dass etwas im Argen ist? Gibt es da irgendwelche Dinge, die mich aufhorchen lassen sollten? 

Hannah: Also es kommt in unserer Tierarztpraxis nicht oft vor, dass Tierhalter  zu spät kommen. Die meisten kennen ihre Tiere und sie merken, sobald irgendwas komisch oder anders ist. Speziell bei Katzen sind frühe Anzeichen, z.B. dass sich die Katze ein bisschen mehr zurückzieht, nicht mehr raus möchte oder länger weg bleibt als sonst. Vielleicht  schläft sie auch extrem viel. Das merken die Tierhalter in der Regel.

Beim Hund sind die Anzeichen eher, dass er nicht mehr so weit spazieren gehen möchte oder lieber ganz zu Hause bleiben möchte. Oft fressen die Tiere auch weniger. Das sind oft die typischen Anzeichen, dass irgendetwas nicht stimmt. Die meisten Tierhalter kommen dann rechtzeitig in die Praxis. Ausnahmen gibt es jedoch auch hin und wieder mal, Ausnahmen bei denen Tierhalter Signale falsch einschätzen oder schlichtweg übersehen. Ein typisches Beispiel hierfür ist der Umzug. Man glaubt die Tiere müssen sich noch zurecht finden. Tatsächlich ist das Tier jedoch krank und der Tierhalter hat die Krankheit übersehen. 

Aber nochmal ganz deutlich: die meisten Tierhalter kommen wirklich rechtzeitig zum Tierarzt. Sie merken direkt, wenn etwas mit ihrem Liebling nicht stimmt. 

Achim:  Also, wenn ich jetzt an mich denke, würde ich vielleicht denken, ja, da ist zwar eine kleine Veränderung, aber soll ich deswegen jetzt wirklich beim Tierarzt anrufen? Ist das für euch in Ordnung, wenn man sich auch mal ein bisschen häufiger meldet, weil man unsicher ist?  Was ist da der beste Weg?

Hannah: Also wir haben da eine ganz klare Meinung: Immer gerne anrufen, wenn Fragen da sind.

Und wegen Corona gilt im Augenblick sowieso immer: erst anrufen, nicht einfach vorbeikommen. Häufig können wir telefonisch schon gut beraten. Wir TFA´s fragen nach typischen Symptomen und halten direkt Rücksprache mit den Ärzten. Gut ist es, wenn der Tierarzt schon die Vorgeschichte kennt. Dann kann er/sie die Symptome viel besser einschätzen. Das Alter spielt in diesem Zusammenhang oft eine große Rolle. Wir werden hellhöriger, wenn es sich um alte Tiere handelt. Es ist also immer die beste Wahl beim Tierarzt nachzufragen.

Achim: Wir reden gerne über Hunde und Katzen, die ja oft eure Patienten sind. Aber wie sieht denn das mit Schmerzen bei anderen Tieren aus? Bei Kaninchen, bei Wellensittichen vielleicht auch? Kann man das da auch irgendwie erkennen? Gibt es das auch?

Hannah: Ja, natürlich. Jedes Tier hat Schmerzempfinden. Der Wellensittich fliegt vielleicht weniger.  Und ähnlich wie bei Hund oder Katze, ist eine Änderung im Fressverhalten ein wichtiges Anzeichen, dass es dem Tier nicht gut geht.

Das Kaninchen hockt plötzlich lieber in einer Ecke und ist nicht mehr so agil. Das merken aufmerksame Tierhalter sofort. 

Schauen wir auf die ganz großen Tiere. Beim Pferd zum Beispiel ist das Thema Schmerzempfinden auch ein sehr sensibles. Wenn man als Reiter mit dem Pferd zusammen agiert, dann merkt der Pferdehalter sofort, dass zum Beispiel, der Takt unrein ist.

Ich habe alles in allem ein ganz großes Vertrauen und das ist auch meine Erfahrung, dass die Besitzer ihre Vierbeiner am besten kennen.

Achim: Okay. Und die Tierhalter sind da quasi das Sprachrohr für die Tiere. Kann man das so sagen?

Hannah: Ganz genau. Und das ist super wichtig. Wenn der Tierhalter mit dem Tier in die Praxis kommt, dann sind die Tiere häufig sehr angespannt, da Tierarzt und TFAs Unbekannte für das Tier sind. Da ist eine gewisse Anspannung ganz normal. Dieses Weißkittelsyndrom gibt es ja auch beim Menschen 🙂

An diesem Punkt ist der Vorbericht vom Tierbesitzer extrem wichtig für uns. Was ist auffällig? Was ist anders?

Viele Tiere geben bei den Untersuchungen alles um sich zusammenreißen, um ja keine Symptome vor dem Tierarzt zu zeigen. Da ist eine gute Beschreibung der Symptome durch den Tierhalter ganz entscheidend um eine gute Diagnose stellen zu können.

Achim:  Was kann man tun, um alten Tieren die Schmerzen zu nehmen? Insbesondere bezogen auf Hund und Katze?

Hannah: Es gibt beim Tier wie beim Menschen Krankheiten, die einfach mit dem Altern zu tun haben. Arthrose zum Beispiel oder andere kleine Wehwehchen. Eine generelle Empfehlung, die wir abgeben ist, dass Halter alter Tiere auf das Gewicht ihrer Tiere achten sollten. Gerade im Alter ist es wichtig, dass ihr Tier weder zu dick noch zu dünn ist. Das ist sehr wichtig, denn beim Tier geht es eher um Gramm, nicht um Kilogramm.

Je mehr Gewicht, desto stärker werden die Gelenke beansprucht. Hierzu empfehle ich auf jeden Fall mit dem Tierarzt Rücksprache zu halten. Ist mein Tier zu dick? Ist mein Tier zu dünn? Was soll ich machen? Wie kann ich da was anpassen? Was gibt es da für Möglichkeiten? Der Tierarzt weiß hier ganz sicher um Rat.

Im Alter sollten Hunde- und Katzenbesitzer auf jeden Fall auch über Physiotherapie nachdenken. Insbesondere, wenn eine akute Erkrankung da ist oder man vielleicht z.B. Verletzungen abheilen möchte. Aber auch hier rate ich zu einer vorherigen Rücksprache mit dem Tierarzt. Denn nur der Tierarzt kann hier eine qualifizierte Hilfestellung geben. An diesem Punkt kann natürlich auch viel falsch gemacht werden. Richtig eingesetzt ist die Physiotherapie z.B. beim Hund. Insbesondere nach großen Operationen oder Verletzungen, ein unheimlich großer Gewinn.

Und zuletzt möchte ich erwähnen, dass Haustiere natürlich ein bisschen schneller altern als der Mensch. Und der Tierhalter sollte hier genau überlegen, wie er seinem geliebten Haustier den Alltag etwas erleichtern kann. Wenn der Hund z.B. ins Auto springen möchte, kann man das vielleicht ein bisschen unterbinden, indem man ihn mit einer Rampe unterstützt. Der Katze kann man vielleicht ein paar mehr Zwischenlagen auf dem Kratzbaum einrichten, sodass sie vielleicht nicht mehr von ganz unten nach ganz oben hüpfen muss. So werden die Gelenke geschont. Auch warme, weiche Liegestellen können das Leben unserer Haustiere im Alter erleichtern und verschönern. Ich glaube da gibt es ganz viele Möglichkeiten, die jedem Tierhalter ganz individuell für sein Haustier einfallen.

Achim: Okay. Und was hältst du von Tierfutter? Für alte Tiere gibt’s spezielles Hundefutter. Macht das Sinn?

Hannah: Ich finde das macht ganz viel Sinn. Ich merke das zum Beispiel an meinen eigenen Hunden. Im Prinzip gibt es bei Hunden Futter für jeden Alterstyp: Welpen-Futter, Futter für Junghunde und natürlich auch Futter für adulte Hunde und Senioren. Je nach Alter haben Hunde einen verschiedenen Nährstoffverbrauch und diesem werde die unterschiedlichen Futter gerecht. Mein kleiner Welpe will noch wachsen, der braucht vielleicht ein bisschen mehr Energie. Der hat ja auch mehr Energie als zum Beispiel so ein alter Senior, der natürlich lieber nur noch gerne auf seinem Bett liegt, ein paar Mal vielleicht am Tag kurz raus muss, aber alles in allem nicht mehr so agil ist. Dieser Senior braucht dementsprechend ganz andere Nährstoffe, denn er hat auch ein ganz anderes Energielevel. Und auch da wiederhole ich gerne mein Mantra. Haltet auch beim Thema Hundefutter gerne Rücksprache mit dem Tierarzt. Dieser kann das Futter und insbesondere die Futtermenge auch mit Blick auf das Tiergewicht betrachten und hier unterstützend sehr gute Empfehlungen aussprechen.

Achim: Das heißt, auch beim Thema Ernährung gilt das Motto “Nicht verzagen, Tierarzt fragen.” 

Hannah: Ja, auf jeden Fall. Besonders, wenn dem Tierhalter beim Thema Ernährung etwas auffällig erscheint. Eventuell rät der Tierarzt dann dazu einmal ein Blutbild zu machen. So sehen wir, ob irgendwo was mit den Organen falsch ist. Je mehr Informationen man hier gewinnt, desto besser können wir die geeignetsten Futtermittel auswählen. Mit dem richtigen Futter kann man hier eine Menge für die Tiergesundheit tun. Insbesondere im Alter. Wenn beispielsweise Niere, Leber oder so ein bisschen angegriffen sind. Da kann man ganz toll gegenwirken. Aber wie immer natürlich nur nach strenger Indikation durch den Tierarzt. Also zusammenfassend. Hundefutter oder Katzenfutter klingt banal, es ist jedoch eher genial. 

Achim: Ja. Eigentlich alles genau wie beim Menschen :-).

Hannah: Ganz genau. Gesunde Ernährung.

Achim: Hannah, vielen, vielen herzlichen Dank! Das waren jede Menge tolle Einblicke, die uns hier richtig weiterhelfen werden oder weitergeholfen haben. Wir hören uns wieder in der nächsten Woche. Ich danke dir und wünsche dir alles erdenklich Gute!

Hannah: Dankeschön! Das wünsche ich dir auch und ich freue mich dann schon auf die nächste Folge. Bis dann.

Achim: Bis dann. Tschüss.

 

Du willst mehr Interviews mit Hannah lesen? Hier geht es zum letzten Interview zum Thema “Was ist ein würdevoller Abschied vom geliebten Haustier?” Blogbeitrag Würdervoller Abschied

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